Freitag, 14.09.2018

Aus vielen Ichs ein Selbst?
Trauma, Dissoziation und Identität

09.15 Uhr

Eröffnung

Michaela Huber
Dr. Brigitte Bosse (TIM Mainz)

Vortrag 1

09.45 – 10.15 Uhr

Ich, Selbst und Welt in mehrfacher Form: Eine enaktive Betrachtung der traumaassoziierten Dissoziation

Dr. Ellert R.S. Nijenhuis

Abstract:
Organismen sind verkörpert und in einer Umwelt eingebettet. Spezifischer ausgedrückt: ihr Gehirn, ihr Körper und ihre Umwelt konstituieren einander, hängen voneinander ab und treten immer nur zusammen auf. Sie sind also Organismus-Umwelt-Systeme. Organismen sind auch mentale Systeme, weil sie in kontinuierlichem Handeln ein Selbst, und eine Umwelt hervorbringen. Andersgesagt, sie "enakten" ein Selbst, eine Umwelt, und ein Selbst als Teil dieser Umwelt. Manche Organismus-Umwelt-Systeme sind sich ihrer selbst bewusst: Sie bringen zusätzlich ein Ich hervor.

Organismus-Umwelt-Systeme sind vor allem affektiv interessiert an ihrer eigenen Existenz und stiften in diesem Rahmen ihre eigene Sinnhaftigkeit. Je mehr grundlegende und affektiv geprägte Ziele diese Systeme beinhalten und lenken – je mehr Sachen sie begehren und erstreben –, je komplexer sind sie.

Auch traumatisierte Individuen sind solche komplexen Systeme. Als Zentren von Handeln und Leiden unternehmen sie alle Anstrengungen, die schädliche, überwältigende Welt, der sie ausgesetzt sind/waren zu überleben. Sie verlangen nicht weniger, als ihre alltäglichen Interessen zu erfüllen. Es entsteht ein tiefer Konflikt zwischen Verlangen und Streben wenn ein Täter gleichzeitig eine Bezugsperson ist. Dann kann ein Kind eine mehr oder weniger komplexe Dissoziation seiner Persönlichkeit (d.h. seines Organismus-Umwelt-Systems) "enakten”: ein oder mehrere dissoziative Anteile verteidigen sich der Täter-Bezugsperson gegenüber und ein oder mehrere andere dissoziative Anteile binden sich an die Täter-Bezugsperson oder ahmen den Täter nach. Jeder Anteil bringt ein eigenes Ich, ein eigenes Selbst und eine eigene Welt hervor. Diese Teilung kann kurzfristig Vorteile haben, hat aber langfristig auch Nachteile.

Vortrag 2

10.15 – 10.45 Uhr

Gibt es multiple Persönlichkeiten hirnphysiologisch? Was verändert sich bei Dissoziation im Gehirn? Kann man eine innere Welt messen?

Dr. med. Alexander Jatzko

Abstract: In diesem Vortrag werden zuerst die neurobiologischen Veränderungen durch eine Traumatisierung dargestellt, wobei hier die Dissoziationen zwischen frontalen und subkortikalen Arealen die Grundlage für Netzwerkstörungen, Bildung von Anteilen bis hin zu Programmierung ursächlich sind. Wie lässt sich eine Programmierung im Netzwerk Gehirn verstehen? Es werden die hirnphysiologischen Mechanismen von therapeutischen Interventionen vor allem an der Wirkweise des EMDR beschrieben, sodass grundsätzliche therapeutische Strategie bis hin zu Mechanismen der Deprogrammierung begreiflich werden.

Kurzbiografie

Vortrag 3

11.15 – 11.45 Uhr

Der Einsatz des übertragungsfokussiertem Ansatzes (TFP) in der Behandlung der DIS

Nel Draijer, PhD

Der Vortrag findet in englischer Sprache statt. Es wird eine Übersetzung vor Ort geben.

Abstract: Ausgehend von einem Überblick über typische traumaassoziiierte Übertragungsphänomene wird der übertragungsfokussierte Ansatz vorgestellt, der die damit einhergehenden Schwierigkeiten für die Behandlung der PatientInnen nutzbar macht. Die Behandlung von schweren Traumafolgestörungen wie die Dissoziative Identitätsstörung, die komplexe PTBS und die Borderline-Persönlichkeitsstörung ist gekennzeichnet durch Übertragungs- und Gegenübertragungsphänomene, die die therapeutischen Beziehung gefährden können. Die Beziehung selbst wird angegriffen, was am besten als Schutzreaktion gegen das hochgradig bedrohliche Erleben von Bedürftigkeit zu verstehen ist.

Schwere Traumafolgestörungen erfüllen die Kriterien einer "Borderline- Persönlichkeitsorganisation" (Kernberg, 1984) (Persönlichkeit auf Borderline-Strukturniveau), die gekennzeichnet ist durch überwiegend intakte Realitätsprüfung, primitive Abwehrprozesse wie Spaltung und projektive Identifikation und durch Identitätskonfusion (innere Wechsel des instabilen Selbstbildes oder Vorhandensein von stark dichotomen Persönlichkeitsanteilen zwischen "gut" und "böse", Opfer und Täter, "gut versorgtes Kind" und "vollständig verlassenes Kind", etc.). Der übertragungsfokussierte Ansatz ist dann besonders hilfreich, wenn es darum geht, die starken Übertragungs- und Gegenübertragungskräfte, die in der Therapie schwerer Traumafolgestörungen aktiviert sind, zu analysieren und abzufangen.

Zusammenfassung: Schwere Traumafolgestörungen wie die DIS, die komplexe PTBS und die Borderline-Persönlichkeitsstörung sind primär als Beziehungsstörungen (und nicht als Angststörungen) zu betrachten, in welchen negative Übertragungen die therapeutische Beziehung gefährden. TFP hilft dabei, die Behandlung in ruhigere Gewässer zu bringen, auch bzw. gerade bei den sogenannten "ProblempatientInnen".

The use of object relational thinking in the treatment of DID
Nel Draijer, PhD


Workshop Session A … 14.30 – 16.00 Uhr

Workshop 1

14.30 – 16.00 Uhr und 
16.30 – 18.00 Uhr (3 Std.)
 … Session A+B

Workshop Rituelle und organisierte Gewalt: Niedrigschwellige Unterstützungs- und Beratungsangebote

Thorsten Becker, Anna Ciecior & Cathrin Schauer-Kelpin

Abstract:
 Neben den zunehmend mehr zeitlich limitierten ambulanten und stationären therapeutischen Angeboten sind niedrigschwellige Unterstützungs- und Beratungsangebote eine wichtige und frei zugängliche Hilfe für Überlebende extremer Gewalt. Aufgrund der komplexen Problemlagen im Kontext organisierter Täterkreise und systematischer Gewalt ergeben sich spezifische Anforderungen an die Hilfeangebote. Von den Anforderungen, Erfahrungen und Hindernissen aus der Arbeit von KARO e.V. in Plauen berichten Anna Ciecior und Cathrin Schauer-Kelpin in einem Impulsvortrag. Ausreichend Zeit für weiteren Input, Fragen und Diskussion sollen einen Rahmen für einen kollegialen Austausch bieten.

Kurzbiografien

Workshop 2

14.30 – 16.00 Uhr
 … Session A

Enaktive Traumatherapie: Überwindung einer Dissoziation der Persönlichkeit

Dr. Ellert R.S. Nijenhuis

Abstract: 
Die Überwindung einer Dissoziation der Persönlichkeit braucht intensive Kommunikation, Koordination und Kooperation zwischen den verschiedenen dissoziativen Anteilen der PatientInnen und zwischen diesen Anteilen und der Therapeutin / dem Therapeuten. Enaktive Traumatherapie ist das sensible und gezielte Bemühen, das Handlungsvermögen in Schritten zu erhöhen, mit denen PatientInnen umgehen können. Diese "Wundheilung" ist eingebettet in einen zwischenmenschlichen Rahmen, der hilft, die traumatische Vergangenheit zu integrieren und zu realisieren, genauso wie die Konsequenzen, die diese Vergangenheit hatte und auch immer noch hat. Gute TherapeutInnen sind sich dieses Vorgangs sehr bewusst und integrieren ihre eigenen Personen-Perspektiven und die der PatientInnen.

Der Workshop bietet eine Einführung in die angegebenen neuen Paradigmen für ein Verständnis und eine Behandlung von Trauma und Dissoziation. Er bietet Erklärungen, Demonstrationen und praktische Implikationen.

Kurzbiografie

Workshop 3

14.30 – 16.00 Uhr
 … Session A

Wie kann Gruppentherapie mit komplex traumatisierten Patienten gelingen? – Das Behandlungskonzept für Patientinnen mit komplexer PTSD (dissoziative Störungen) der Rehaklink Glotterbad

Dr. med. Christian Firus

Abstract:

Hintergrund:
 Seit Jahren erleben wir eine stetige Zunahme von Patienten mit schweren dissoziativen Störungen im Rahmen der normalen Belegung, die eine Anpassung der Klinikkonzepte notwendig machte, da diese Patienten sich als sehr schwer integrierbar in reguläre psychosomatische Gruppentherapie erwiesen (u. a. durch hohe Dissoziationsneigung, aber auch Kontakt mit nicht betroffenen Mitpatienten, die unbeabsichtigt zum Trigger werden).

Der sozialmedizinische Handlungsbedarf hinsichtlich dieser Patientengruppe ist groß.. Längjährige AU-Zeiten, häufig wechselnde berufliche Anstellung, Konflikte am Arbeitsplatz, mangelndes Gesundheitsverhalten führen zu sehr hohen Kosten im Gesundheitswesen(vgl. ACE-Studien von V.J.Felitti. Belastungen in der Kindheit und Gesundheit im Erwachsenenalter: die Verwandlung von Gold in Blei. Z psychsom Med Psychother, 2002; 48(4):359–369. Angemessene psychotherapeutische Unterstützung kann diese negative Entwicklung verändern. Ein gruppentherapeutischer Ansatz kann dabei zur Ressource werden.

Konzept: 
Entwicklung eines der biopsychosozialen Stabilisierung und der Selbstberuhigungskompetenz dienenden traumatherapeutischen Gruppen-Therapiekonzeptes unter Bezugnahme auf bewährte Ansätze der Traumatherapie. Nach den Standards der Traumatherapie fokussieren wir mit unserem ressourcenorientiertem Behandlungsansatz die Phasen 1und 2, d.h. Diagnostik und Stabilisierung. In der begleitenden Einzeltherapie kann auch eine Expositionsbehandlung erfolgen. Im Mittelpunkt steht für uns die psychische und emotionale Stabilisierung und damit Wiederherstellung der psychosozialen Funktions- und Teilhabefähigkeit. Der Selbsthilfegedanke ist eine tragende Säule des Konzeptes und will die Patienten dazu anregen, Kontakt zu den eigenen Selbstheilungskompetenzen zu bekommen.

Der Gruppentherapieansatz ist mittlerweile bei Klett-Cotta als Arbeitsbuch für Patienten und Therapeuten erschienen: Firus und Schleier et al, Traumatherapie in der Gruppe. Das Konzept soll in diesem Workshop kurz vorgestellt und diskutiert werden.

Dr. Christian Firus, FA für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, FA für Psychiatrie, Fachpsychotherapeut für Traumatherapie (DeGPT und DIPT)

Litertur: Verabredung mit dem Glück, Firus, Patmos (2015); Der lange Schatten der Kindheit, Firus, Patmos (2018)

Kurzbiografie

Workshop 4

14.30 – 16.00 Uhr
 … Session A

Integrationsgewinne, Integrationsverluste – oder gar keine Integration?

Michaela Huber

Abstract: Wer von klein an unendlich viele Erfahrungen von Verlassen- und Ausgeliefertsein, von Gewalt und Verwahrlosung, Ausbeutung und Verrat erlebt hat – was kann der- bzw. diejenige an Leidminderung und zusätzlicher Lebensqualität erreichen? Manche erstaunlich viel: Hoch funktional sein, alles andere "weghauen". Das kann gelingen, vor allem, solange man in TäterInnen-Zusammenhängen bleibt oder es umgekehrt schafft, alle Täter-Zusammenhänge konsequent zu meiden. Andere quälen sich durch viele Jahre Beratung, vielleicht auch Betreuung, und Psychotherapie. Und manche von ihnen finden neue Sinnzusammenhänge und erleben vermehrt, dass das, was ihre Energie in zahlreichen Dissoziationen gebunden hatte, sich lösen kann; sie können dadurch viel an Lebensenergie und -perspektiven gewinnen. Und die anderen? Wie können wir lernen aus Langzeitverläufen, was sich an Anstrengungen allseits – bei den Betroffenen wie den HelferInnen – lohnt, und was man lieber nicht auch noch aufdecken, bearbeiten und zu integrieren versuchen sollte, weil es einfach zu viel wäre für die fragile Psyche? Komplex traumatisierte und hoch dissoziative Menschen haben es bis zu uns geschafft. Ihr Leid lindern helfen sollten wir. Wann gelingt uns das, wann nur wenig, und wann gar nicht? Und an die Betroffenen: Womit muss man leben – angesichts der Tatsache, dass das, was man einmal gefühlt hat, nur unter Kontrolle gehalten – aber niemals vollständig "gelöscht" werden kann? Eine Einladung zum Nach-Denken und Mitfühlen.

Kurzbiografie

Workshop 5

14.30 – 16.00 Uhr … 
Session A

Der schwierige Fall. Übertragung und Gegenübertragung in der Behandlung der Dissoziativen Identitätsstörung.

Nel Draijer, PhD

Der Vortrag findet in englischer Sprache statt. Es wird eine Übersetzung vor Ort geben.

Abstract: In diesem Workshop werden die Inhalte des Vortrags "Der Einsatz des übertragungsfokussiertem Ansatzes (TFP) in der Behandlung der DIS" vertieft werden. Dabei wird speziell auf die Behandlung sog. schwieriger Fälle eingegangen werden. TeilnehmerInnen sind eingeladen, Behandlungsfälle mitzubringen, bevorzugt auch auf Video.
 
Literatur:

  • Davies, J.M., & Frawley, M.G. (1994). Treating the adult survivor of childhood sexual abuse: A psychoanalytic perspective. New York, Basic Books.
  • Draijer, N. & van Zon, P. (2013). Transference Focused Psychotherapy with former child soldiers: Meeting the murderous self. Journal of Trauma and Dissociation. 14:2, 170-183
  • Yeomans, F.E., J.F. Clarkin & O.F. Kernberg, (2015), 'Transference-Focused Psychotherapy for the Borderline Personality Disorder. A CLINICAL GUIDE'. Washington, D.C. American Psychiatric Publishing, 2015, 427 pp.

Lernziele:
Es geht darum, Übertragungs- und Gegenübertragungsphänomene, die die therapeutische Beziehung in der Behandlung der DIS und der komplexen PTBS gefährden, frühzeitig zu erkennen um dann besser mit negativen Übertragungs- und Gegenübertragungsreaktionen in der Behandlung von Komplextrauma und DIS umgehen zu können.

The difficult patient. Transference and counter-transference in the treatment of DID.
Nel Draijer, PhD

Workshop 6

14.30 – 16.00 Uhr … 
Session A

Achtsame Selbstfürsorge für das Gefühlsleben und den Körper

Sabeth Kemmler

Abstract: Die Methode AIM ("achtsamkeitsbasierte Integrationsmethode") arbeitet körperorientiert und fördert Achtsamkeit und emotionale Kompetenz. Die Methode steht in der alten östlichen Tradition der Achtsamkeitsschulung sowie in der Tradition moderner Körper- und Atemtherapieverfahren.
Ziel ist, eine bedingungslos wertschätzende Grundhaltung sich selbst gegenüber zu entwickeln.
Die Methode ermöglicht, Achtsamkeit zu üben, das persönliche Wohlbefinden zu stärken und dabei auftauchende unangenehme Empfindungen, die aus unverarbeiteten Stresserfahrungen stammen, in kleinen Schritten zu integrieren.

In der Traumatherapie kann die praktische Erfahrung mit dieser Methode Klient/innen dazu verhelfen, die Angst vor der vergangenen Not zu mildern und die Intensität des inneren Erlebens zu steuern. Die erlernte Hilflosigkeit im Umgang mit der eigenen Gefühlswelt kann sich allmählich in die Erfahrung von Selbstwirksamkeit wandeln. Der Workshop vermittelt Übungen, die sowohl für uns selbst als auch für unsere Klientinnen und Klienten wohltuend sind.

Kurzbiografie


16.30 – 18.00 Uhr … Workshop Session B

Workshop 1

16.30 – 18.00 Uhr 
… Session B

Fortsetzung

Workshop 7

16.30 – 18.00 Uhr
 … Session B

Dissoziation, multiple Persönlichkeiten, innere Welt hirnphysiologisch: Wie kann man es verstehen? Wie kann man es verändern?

Dr. med. Alexander Jatzko

Abstract: In diesem Workshop werden zuerst die neurobiologischen Veränderungen durch eine Traumatisierung ausführlicher dargestellt, wobei die Dissoziationen zwischen frontalen und subkortikalen Arealen die Grundlage für Netzwerkstörungen, Bildung von Anteilen bis hin zu Programmierung ist. Es wird auf die Dissoziationsfähigkeit sowie die hirnphysiologischen Auswirkungen im Verlauf des Lebens eingegangen. Ausführlich wird über die Mechanismen der Programmierung durch Störung des Netzwerkes Gehirn gesprochen und die Möglichkeiten der Veränderungen dargelegt. Warum helfen hier Expositionsverfahren wie EMDR? Was passiert hierbei genau? Es sollen die grundsätzlichen therapeutischen Strategien und Wirkmechanismen dargelegt werden, auf dessen Basis kreative Behandlungsmechanismen entwickelt werden können.

Kurzbiografie

Workshop 8

16.30 – 18.00 Uhr
 … Session B

Huch – mein(e) PatientIn ist Viele

Linda Beeking

Abstract: Eines Tages sitzt jemand vor uns und wir realisieren, da sitzt jemand vor uns, die wir zunächst nicht fassen, nicht einordnen können und uns dämmert…dieser Mensch zeigt sich in verschiedenen Selbstanteilen oder ist bemüht uns gerade das nicht merken zu lassen. Viel gelesen, schon gehört? Aber um es mit Goethe zu sagen: "Grau, teurer Freund, ist alle Theorie und grün des Lebens goldner Baum."
Komplex traumatisierte PatientInnen fordern uns heraus, nicht zuletzt, weil sie ein herausforderndes Verhalten haben. Hochdissoziative Menschen waren oder sind i.d.R. schwerstem Gewalterleben und massiven Bindungstraumatisierungen ausgesetzt. Regelhaft finden sich Selbstanteile, die täterloyal oder täteridentifiziert das Werk der Täter im Inneren fortsetzen. Die PatientInnen mussten sich unerträglichen Lebensumständen anpassen und setzen diese Anpassungsleistung fort. Ein Balanceakt in der Psychotherapie.

Wie können wir den PatientInnen helfen, diese Phänomene zu verstehen und Veränderung zu ermöglichen? Wie können wir selbst verstehen, was jeweils ist und was es mit uns macht?

In dem Workshop soll ein Überblick über ein sinnvolles Vorgehen gegeben sowie entsprechende Strategien und Techniken dargestellt werden für KollegInnen, die erste Erfahrungen mit 
(hoch-)dissoziativen PatientInnen gemacht haben oder sich der Thematik annähern wollen.

An Fallbeispielen können zwischendurch Fragen erörtert werden. 


Kurzbiografie

Workshop 9

16.30 – 18.00 Uhr … 
Session B

Recht haben – Recht kriegen?
 Wenn die Kosten der Psychotherapie zum Streitfall werden

Dr. Brigitte Bosse

Abstract: Schwer traumatisierte Menschen benötigen lange, oft jahrelange Therapie. Diese dauert umso länger, je schwerer die Traumatisierung ist. Die Psychotherapierichtlinien werden dieser Tatsache nur sehr eingeschränkt gerecht. Welche Möglichkeiten gibt es, wenn keine weitere Therapieverlängerung mehr genehmigt wird?

Außerhalb der GKV können Therapien finanziert werden über den Fonds Sexueller Missbrauch (EHS), über die Versorgungsämter (OEG) oder den Rechtsweg – Klage gegen die Krankenkasse vor dem Sozialgericht.
Im Workshop wollen wir die Schwierigkeiten dieser alternativen Finanzierungsmöglichkeiten kritisch diskutieren und auf Stolperfallen hinweisen. Der Schwerpunkt liegt dabei auf den juristischen Rahmenbedingungen.

Kurzbiografie

Workshop 10

16.30 – 18.00 Uhr
 … Session B

Methodische Anregungen aus der Körper- und Gestaltungstherapie zu integrativen Schritten bei dissoziativen Störungen

Renate Stachetzki & Márcia de Oliveira

Abstract: Die beiden Referentinnen berichten aus ihrer gemeinsamen Praxis über körper- und gestaltungstherapeutische Ansätze: Zentral geht es zunächst um das Erfassen "Innerer Landkarten", d.h. um die symbolische Darstellung innerer Anteile, ihres jeweils aktuellen Zusammenspiels  und darüber um mögliches therapeutisches (Probe-)Handeln. Ein zweiter wesentlicher Zugang ist der körpertherapeutische, der die Empfindungen einzelner Anteile im "Körperraum" herausarbeitet und darüber Verbindungen zwischen ihnen herstellen kann. Bildhafte und Körpererinnerungen ergänzen sich zu einem besseren Verständnis und darüber wird ein Abbau von Phobien einzelner Innenanteile voreinander möglich.

Kurzbiografien

Workshop 11

16.30 – 18.00 Uhr
 … Session B
Dieser Workshop ist leider ausgebucht.

Wie viel Selbst aus vielen Ichs werden kann.

Sabine Weber

Abstract: Als Überlebende organisierter, ritueller Gewalt hat sich meine Persönlichkeit in unendlich viele unterschiedliche Persönlichkeitsanteile aufgeteilt. In Jahrzehnte langer Therapie ist es mir gelungen mit meinen vielen Ichs ein Co Bewusstsein zu entwickeln so dass ein Selbst entstehen kann. In diesem Workshop möchte ich Ihnen zeigen, wie viel Selbst aus den vielen unterschiedlichen Ichs entstehen kann, wie die vielen unterschiedlichen Ichs einander hören, einander fühlen und einander verstehen können. Was möglich ist und welche Probleme und Schwierigkeiten bleiben. Wie man trotz massivster Gewalterfahrungen ein würdevolles, selbstbestimmtes Leben mit viel Liebe, Licht und Freude führen kann. Ich werde neben meinen eigenen Erfahrungen auch von den Erfahrungen anderer Überlebender berichten.

Kurzbiografie