Titelmotiv Dresden - Traumafolgen in Gesellschaft und Individuum

Dresden - Traumafolgen in Gesellschaft und Individuum

Donnerstag
8
Mai 2025

Öffentlicher Vortragsabend

Liebe Kolleginnen und Kollegen, liebe Gäste,

die älteste deutsche Fachgesellschaft für Psychotraumatologie DGTD lädt Sie herzlich zur öffentlichen Abendveranstaltung am Donnerstag, 8.5.2025 in die Dreikönigskirche ein.

Prof. Thomas Kübler, Direktor des Stadtarchivs Dresden wird uns spannende Einblicke in Geschichte und Gegenwart der besonderen Stadt an der Elbe geben.

Prof. Giovanni Maio, Medizinethiker, nimmt uns mit zu einer gedanklichen Meditation über die Zerbrechlichkeit des Menschen.

Versäumen Sie nicht, an diesem geschichtsträchtigen Tag und Ort diesen außergewöhnlichen Vorträgen zu lauschen.

Anschließend haben Sie die Möglichkeit, sich in entspannter Atmosphäre bei einem Get-together auszutauschen. Wir laden Sie herzlich dazu ein.

Dr. med. Harald Schickedanz,
1. Vorsitzender DGTD e.V.

Infos zur Veranstaltung

Einlassbeginn
08.05.2025 18:30
Veranstaltungsbeginn
08.05.2025 19:00
Veranstaltungsort
Dreikönigskirche
Website
www.hdk-dkk.de

Zugehörige Veranstaltungen

DGTD Tagung 2025

DGTD Tagung 2025

Freitag
9
Mai 2025

09.05.2025 - 10.05.2025

Hybridtagung
Trauma, Dissoziation und Sicherheit – Begleitung traumatisierter Menschen in verunsichernden Zeiten

19:00

80. Jahrestag des Kriegsendes und das Dresdner Trauma - Eine Rezeptionsanalyse bis in die Gegenwart

Prof. Thomas Kübler

Von 2005 - 2010 arbeitete eine internationale Historikerkommission an dem Forschungsprojekt der genauen Bestimmung der Opferzahlen der Bombenangriffe vom 13. zum 14. Februar 1945 unter Leitung des Stadtarchivs Dresden.  Bis zu dem Zeitpunkt galt die Zahl von 35.000 Opfern als gesetzt und spielte in der Rezeptionsgeschichte des Angriffs eine wichtige aber unantastbare Rolle. Damit war Dresden auch die Stadt mit den meisten Todesopfern und in der DDR-Geschichtsrezeption die Stadt in der sich die Sinnlosigkeit der Zerstörung von Menschenleben und Städten symbolisierte. Die Städtepartnerschaft mit dem ebenfalls zerstörten Coventry bildete eine internationale Linie.

Im Zuge dieser Historikerkommission wurden über 1.000 Interviews mit ZeitzeugInnen geführt. Viele dieser stehen heute nicht mehr zur Verfügung. Hinzu kamen verschiedene Untersuchungsprojekte zur Feststellung von genaueren Opferzahlen, Zerstörungskartierungen, Beräumungsuntersuchungen, Verbrennungsstatistiken, Schmauchspuruntersuchungen (zur Prüfung der These, dass Menschen rückstandslos verbrannt waren), Untersuchungen von Tieffliegerangriffen, Begräbnisdatierungen und die Untersuchungen der Angriffspläne und Flugpläne aus dem Londoner Kriegsarchiv. Nach 5 Jahren wurde der Abschlussbericht der Historikerkommission der Öffentlichkeit vorgelegt und führte erwartungsgemäß zu vehementen Protesten. Insbesondere ging es dabei darum, dass die Kommission (durchweg graduierte WissenschaftlerInnen) eine Opferzahl von ca. 25.000 Toten deklariere, mithin also 1/3 weniger als 60 Jahre lang postuliert. Klar wurde an dem Fakt der Rezeption - die Novellierung der Opferzahlen nach unten - dass Quantifizierungen schnell zu Qualifizierungen von Ereignissen führen und damit die korrigierte Opferzahl Dresden mit anderen bombardierten Städten fast gleichstellte. Der Opferstatus unserer Stadt schien damit zunichte gemacht, obwohl schon die Opferzahl 1 grauenhaft genug wäre. Jahrzehntelang hat sich zudem die immer wieder durchgestochene Opferzahl von 35.000 Toten (falsch notierte Opferzahl im Führerbunker mittels eines Telefonates) gehalten und die mit der nun festgestellten Zahl von 25.000 Toten gar nicht mehr vereinbar war. Hinzu kommt der Fakt, dass die Bombardierung in den einzelnen Stadtteilen dieser Großstadt völlig unterschiedlich wahrgenommen worden war, bis hin zu dem Fakt, dass es gar keine Betroffenheit gab in einzelnen Stadtteilen. Die vielen Zeitzeugeninterviews bestätigten ein geschlossenes Trauma: FEUERSTURM; ROTES LEUCHTEN ÜBER HUNDERTE KILOMETER - TOTE IN FAMILIE UND VERWANDSCHAFT - TIEFFLIEGERANGRIFFE IN DEN FOLGENDEN TAGEN

Das Schicksal aber von den kommenden Monaten von der Bombennacht 1945 ausgehend, war in den Stadtteilen völlig unterschiedlich.

Zerstörung, Ausgebombtsein, Aufnahme von Familienangehörigen in der Wohnung, Aufnahme von Flüchtlingen und Soldaten wurde unterschiedlich erlebt. Bis hin zu dem Fakt der völligen Unbetroffenheit davon. Diese Entwicklungen gilt es weiterhin zu untersuchen und zu qualifizieren.

Das daraus resultierende gesamtgesellschaftliche Trauma, in unterschiedlicher individueller Erlebbarkeit ist dabei zu untersuchend im Mittelpunkt. Die Generationen der Zeitzeugen stehen zunehmend nicht mehr zur Verfügung. Die Zeitzeugeninterviews konstatieren zudem vielfältige Überlagerungen von eigen Erlebtem und Erfahrenem, Gehörtem, Gelesenem und später in unterschiedlichen Medien Erarbeitetem. In nicht wenigen Stichproben konnten wir dabei erleben, wie Zeitzeugeninterviews, so u. a. zu den Tieffliegerangriffen an den Elbwiesen nach der Ausstrahlung von Dokumentarfilmen sich genau umkehrten und in die Nacht des 13./14. Februars 1945 zurückverlegt wurden, was sowohl strategisch, militärwissenschaftlich und technisch von Expertisen ausgeschlossen werden musste.

Im Folgenden werden einige dieser Aspekte behandelt.

20:00

Der verletzliche Mensch - Eine ethische Grundreflexion zur Psychotraumatologie

Prof. Dr. Giovanni Maio

Der traumatisierte Mensch befindet sich in einer Situation verdichteter Verletzlichkeit. Dies sich zu vergegenwärtigen verändert die innere Haltung zum hilfesuchenden Menschen. Die Verletzlichkeit, die traumatisierte Menschen haben, stellt nicht das Andere des anderen dar, sondern die Verletzlichkeit ist vielmehr im Sinne einer alle Menschen verbindenden Grundstruktur zu betrachten. Gleichzeitig sind traumatisierte Menschen in besonderer Weise verletzlich und allein daraus ergibt sich das ethische Mandat einer umsichtigen Sorge für den anderen. Den Menschen als grundsätzlich verletzliches Wesen zu betrachten bedeutet, ihn von seine Angewiesenheitsstrukturen her neu sehen zu lernen. Das ethische Mandat, das sich aus der Verletzlichkeit ergibt, ist das Mandat, dem anderen durch echte Sorge eine neue Selbstachtung zu ermöglichen.

 

Portrait Prof. Thomas Kübler

Prof. Thomas Kübler

Direktor des Stadtarchivs Dresden
  • 1965 Dresden
  • Historiker
  • Archivar
  • seit 1994 Amtsleiter und Leitender Archivdirektor Stadtarchiv Dresden

  • zahlreiche Publikationen
  • Honorarprofessor Hochschule für Bildende Künste Dresden
  • Gastprofessur Humboldt Uni
  • Sprecher Notfallverbund Dresden
  • Herausgeber mehrerer Buchreihen u.a.der 10-bändigen Stadtbuchedition Mittelalter und der dreibändigen Stadtgeschichte
  • Forschungsprojekte zur Zeitgeschichte 

Portrait Prof. Dr. Giovanni Maio

Prof. Dr. Giovanni Maio

Medizinethiker

Giovanni Maio ist Philosoph und Internist und hat den Lehrstuhl für Ethik in der Medizin an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg inne, wo er das Institut für Ethik und Geschichte der Medizin leitet.

Zur Übersicht Veranstaltungen
Unterstützen Sie uns – werden Sie Mitglied

Netzwerk

Klinik am Waldschlösschen

Klinik am Waldschlösschen

Seite besuchen
Logo DeGPT e.V.

DeGPT e.V.

Seite besuchen
AIM - Awareness of Inner Movement

AIM - Awareness of Inner Movement

Seite besuchen
Logo emdria Deutschland e. V.

emdria Deutschland e. V.

Seite besuchen
Fortschritte Hamburg

Fortschritte Hamburg

Seite besuchen
Logo Gezeiten Haus

Gezeiten Haus

Seite besuchen
Logo trauma.help

trauma.help

Seite besuchen

Mitgliedschaft

Aufnahme in die Deutsche Gesellschaft für Trauma & Dissoziation | DGTD

Mitglied kann jede natürliche oder juristische Person werden, die professionell im Bereich der Beratung, Betreuung, Begleitung, Behandlung und Erforschung von Traumafolgestörungen in der Bundesrepublik Deutschland tätig ist. Ihre Mitgliedschaft würde nicht nur Ihnen viel nützen, sondern uns in unserer thematischen Arbeit sehr helfen.

Spenden

Verschiedene Wege zum Spenden

Wir freuen uns über jeden Betrag, ist er auch noch so klein. Um das Überweisen so einfach wie möglich zu gestalten, haben wir neben der klassischen Überweisung auch die Spende per PayPal und die Spende per Online-Formular eingerichtet.